Der Märtyrerweg


Station 8: Justizvollzugsanstalt Lübeck

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Der Künstler und das Kunstwerk
Der Ort

Der Künstler und das Kunstwerk

Das Kreuz wählte die niederländische Künstlerin Karin van Ommeren für ihre Stelen aus. En schlichtes Kreuz – aus dem, bei näherem Hinsehen, vier Kreuze werden. Scharfkantig sind diese in den Stein geschnitten. Als wäre es ein Messer gewesen, welches dies vollbracht hat. Mit den eingeschnittenen Kreuzen bedient sich die Künstlerin eines zentralen Symbols des Christentums. Das Kreuz steht für den Leidensweg Christi und dessen Tod auf Erden. Es verkörpert die Last, die Jesus Christus für die Menschheit auf sich genommen hat. In seiner Umkehrung fordert das Kreuz Solidarität und Menschlichkeit: Christliche Werte, die nun symbolisiert durch die Stele Karin van Ommerens an der Lübecker Justizvollzugsanstalt in Stein geschlagen Bestand haben. Im Zentrum der Arbeit Karin van Ommerens ist dabei stets die Frage nach dem Innen und dem Außen des Kunstwerks. Anders als in der bildenden Kunst arbeitet sich der Bildhauer bei der Arbeit mit Granit immer weiter ins Innere des Steins vor. Soweit, bis das Kunstwerk quasi „kippt“, bis die Grenze zwischen Innen und Außen aufbricht und man durch den Stein wieder die Außenwelt wahrnimmt: Das Innere kehrt sich nach außen, Licht fällt durch den Stein.

Der Ort

Die Justizvollzugsanstalt Lübeck (kurz JVA Lübeck) wurde in den Jahren 1908/1909 als Strafanstalt auf dem „Lauerhöfer Felde“ gebaut. Noch heute heißt sie aus diesem Grunde bei den Lübeckern „Lauerhof“. Die JVA liegt heute mitten im Stadtteil Marli, lag sie damals weit vor den Toren der Stadt. In der Zeit des Nationalsozialismus waren viele Häftlinge aus politischen Gründen hier inhaftiert, unter anderem die Kommunistin Minna Klann aus Lübeck und zwei französische Widerstandskämpferinnen, Suzanne Masson und Francoise Bloch-Sérazin. Beide wurden hingerichtet.

Zwei Lübecker Geistliche, der katholische Kaplan Hermann Lange und der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink, sowie die meisten der mitangeklagten Laien des „Lübecker Christenprozesses“ saßen hier 1942/1943 in Untersuchungshaft. Die Geistlichen wurden zusammen mit den beiden katholischen Kaplänen Eduard Müller und Johannes Prassek, die im „Untersuchungsgefängnis Lübeck Stadt“ im Burgkloster auf den Prozess warten mussten, am 23. Juni 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 10. November 1943 in Hamburg hingerichtet.