Der neue Lübecker Kreuzweg

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Station 4: Jugendherberge

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Der Künstler und das Kunstwerk
Der Ort
Liturgie

Der Künstler und das Kunstwerk

„Jeder Mensch ist des anderen Schicksal“ dieser Satz steht für den dänischen Künstler Frede Troelsen wie ein Leitspruch über seinen Skulpturen. In den Werken des autodidaktischen Bildhauers finden sich rechteckige Elemente, die wie die wie ineinander gesetzte Bausteine oder Puzzle-Teile erscheinen. Für den Dänen sind sie mehr als reine Form: Sie verkörpern das Ineinandergreifen der verschiedenen Elemente im Leben und den Einfluss, den jeder Mensch mit seinem Handeln auf das Leben des anderen hat. Alles ist mit allem verbunden und beeinflusst sich wechselseitig: Dort, wo der eine Baustein endet, setzt der nächste an, in seiner Form anders als der benachbarte und dennoch verwandt. Diese Idee spiegelt sich in den beiden Stelen wider, die Frede Troelsen für den Lübecker Kreuzweg entwarf und in Stein meißelte. Die Stele an der Jugendherberge fällt durch einen dunkel polierten, verschachtelten Mittelteil auf. Labyrinthartig verschränken sich Rechtecke ineinander, so entstehen Wege und Kreuzformen. Der Mittelteil unterscheidet sich vom Rest der Stele auch durch das kunstvolle Schleifen und Polieren – er erhielt eine gänzlich andere haptische Qualität. Besucher sind quasi „gezwungen“, das Kunstwerk zu berühren, es sinnlich auf sich wirken zu lassen und den Kontrast hautnah zu spüren.

Der Ort

Die Jugendherberge liegt kurz vor dem Burgtor in Lübeck. Hier treffen sich viele verschiedene Menschen, meist junge Menschen, aber auch ältere. Die Stele von Frede Troelsen hat damit einen guten Platz auf dem „neuen“ Lübecker Kreuzweg gefunden: Einen Ort der Kommunikation, an dem sich Menschen näher kommen können.

Liturgie

Jesus wird verspottet und gekreuzigt

Lied: Holz auf Jesu Schulter, Strophe 4

Lesung Mt. 27, 37-44: „Über seinem Kopf hatten sie eine Tafel befestigt, die den Grund seiner Verurteilung angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts, der andere links von ihm. Die Leute, die vorbei gingen, schmähten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Du willst den Tempel abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten verhöhnten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er will doch der König von Israel sein. Dann soll er vom Kreuz herabsteigen und wir werden an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut: Der soll ihn jetzt retten, wenn er ihn liebt, denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber, die man zusammen mit ihm gekreuzigt hatte.“

Worte zum Kreuzweg:
Bischöfin i. R. Bärbel Wartenberg-Potter:
Als Christen sind wir Unterwegs-Menschen. Wenn wir stehen bleiben, stagniert die Sache mit dem Glauben. Auf dem Weg nach Emmaus werden den Wandernden die Augen geöffnet. Zweifel lösen sich auf beim Gehen. Der Kreuzweg in Lübeck, mitten in einer geschäftigen alten Stadt, ist ein Pilgerweg, auf dem man sich selbst und Gott begegnen kann.

Gebet:
Wie oft, Gott, fühlen wir uns den Blicken preisgegeben, bloßgestellt, entlarvt, verraten. Wie oft weiden wir uns an „Enthüllungen“, an der „nackten“ Wahrheit jener, die in unseren Augen das Gesicht verloren haben. Du teilst das Schicksal derer, die aller Würde ledig in den Tod getrieben werden. Bewahre uns vor unverschämter Neugier, vor blinder Teilnahmslosigkeit und schenke uns Mut zu uns selbst.

Stille

Lied: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde

Sammeln um das Kreuz

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